
Nothilfe nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien?

Nothilfe nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien?
Die Nachrichten, die uns derzeit aus Syrien und der Türkei erreichen, sind schrecklich. Fast stündlich werden die Opferzahlen nach oben korrigiert. Während der Überarbeitung dieses Textes liegen sie bereits bei über 40.000. Die Bilder sind noch schlimmer, etwa die Fotos von Helfern, die blutende und verstörte Kleinkinder aus den Trümmern bergen. Und am schlimmsten ist es wahrscheinlich, sich vorzustellen, dass unter dem Schutt immer noch Menschen liegen und nach Hilfe rufen, während ihre Angehörigen versuchen, sich mit bloßen Händen zu ihnen vorzugraben.
Viele Menschen hierzulande möchten helfen und suchen nach Möglichkeiten, die Rettungsarbeiten mit ihren Spenden zu unterstützen. Und anschließend natürlich die Versorgung und Unterbringung der vielen tausenden Verletzten, die alles verloren haben.
Mit den Bildern und den Nachrichten aus dem Erdbebengebiet erreicht uns menschliches Leid ungefiltert. Die Dimension dessen, was dort passiert, übersteigt die Vorstellungskraft. Man fühlt sich ohnmächtig und möchte etwas tun.
Die Herausforderungen der Katastrophenhilfe
Natürlich geht es uns bei Effektiv Spenden genauso. Und natürlich werden wir in diesen Tagen gefragt, ob man in dieser Situation nicht an Organisationen spenden sollte, die den Menschen in dieser Not helfen.
Die Erfahrung zeigt, dass akute und mit Bildern unterlegte Katastrophen bei vielen Menschen das Bedürfnis zu helfen auslösen. In Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern, kann dies zu einem enorm hohen Spendenaufkommen führen. Im Verhältnis zu anderen Katastrophen, die weder gerade besonders aktuell noch besonders bildermächtig sind, fließt dann sehr viel Geld an Organisationen, die an Orten aktiv sind, von denen wir dank der aktuellen Nachrichten eine konkrete Vorstellung haben.
Ein sehr hohes, durch einen akuten Anlass ausgelöstes Spendenaufkommen kann jedoch unter Umständen dazu führen, dass einzelne Organisationen mehr Geld erhalten, als sie sinnvoll verarbeiten können. Das verheerende Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 ist ein Beispiel hierfür. Die überwältigende Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen führte dazu, dass Milliarden von Hilfsgeldern in Haiti untergebracht werden mussten, selbst als es kaum noch sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten mehr für das Geld mehr gab. Dies lässt sich damit erklären, dass Organisationen gesetzlich verpflichtet sind, die Spenden für den vom Spender definierten Zweck zu verwenden – und das selbst dann, wenn es nach menschlichem Ermessen keinen Zusatznutzen mehr bringt.
Die „stillen“ Katastrophen
Zeitgleich zu Ereignissen wie derzeit in der Türkei und in Syrien vollziehen sich an vielen Orten der Erde weitere “stillere” Katastrophen. Anders als Erdbeben treten sie jedoch nicht plötzlich auf, sondern sind immer schon da. In der Folge kommen sie in der internationalen Berichterstattung nur selten vor. Es fehlt am aktuellen oder akuten Anlass. Und es fehlt an wirkmächtigen Bildern.
Ein Beispiel für stille Katastrophen sind die Kleinkinder, die jeden Tag an vermeidbaren Krankheiten sterben. Allein an Malaria, die etwa durch die Bereitstellung von Moskitonetzen leicht zu vermeiden ist, sterben jeden Tag über 1.000 Kinder. Jeden Tag ein Erdbeben. Da sich dieses Leiden weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit vollzieht, ist das Spendenaufkommen in Feldern wie diesem niedrig. Und das obwohl hier mit nur wenigen tausend Euro das Leben eines Kindes gerettet und viele weitere Kinder vor Schmerzen und Leid bewahrt werden können. Man kann jedoch auch anders darauf schauen: Gerade weil die hohe Kindersterblichkeit, etwa durch Malaria, nicht Gegenstand der öffentlichen Berichterstattung ist und das Spendenaufkommen niedrig, kann der Einzelne mit seiner Spende hier besonders viel erreichen.
Zugegeben: Das ist ein sehr nüchterner Blick angesichts von Nachrichten und Bildern, die uns alle emotional aufwühlen und geradezu nach Hilfe schreien. Wir von Effektiv Spenden halten es jedoch für unsere Aufgabe, dass wir gerade in Momenten wie diesen dazu beitragen, dass Menschen, die helfen möchten, alle Optionen kennen, dies möglichst wirksam zu tun. Wie sich jede Einzelne entscheidet, ist selbstverständlich immer ihr überlassen. Wenn die Spendenentscheidung dann zugunsten akuter Katastrophenhilfe fällt, dann ziehen wir auch davor unseren Hut – und haben auch eine aktuelle Empfehlung: Die von uns empfohlene Organisation GiveDirectly hat ein Projekt gestartet, das unter anderem syrische Flüchtlinge in der Türkei unterstützt, die vom Erdbeben betroffen sind. Falls Du dieses Projekt unterstützen möchtest und hierfür eine Spendenbescheinigung benötigst, dann spricht uns gerne an.
(Der Text wurde am 14.02. hinsichtlich der Opferzahlen und einer weitere Quelle aktualisiert. Am 03.3. wurde der Hinweis auf das Programm von GiveDirectly hinzugefügt.)
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