
Unser Spenden-Fonds: Tierleid verringern in H1/2023

Unser Spenden-Fonds: Tierleid verringern in H1/2023
Wir freuen uns, dass wir aus dem 1. Halbjahr dieses Jahres bereits wieder 205.000 EUR aus unserem Tierwohl-Fonds an besonders vielversprechende Tierschutz-Organisationen vergeben können. Davon stammen rund 33.000 CHF von Spenderinnen und Spendern aus der Schweiz und 172.000 EUR aus Deutschland – danke für Eure Unterstützung!
70% der Mittel (144.000 EUR) gehen wieder in jeweils gleichen Teilen an unsere beiden Top-Empfehlungen, das Good Food Institute und The Humane League. Mit 30% der Spenden (etwa 61.000 EUR) unterstützen wir das Aquatic Life Institute.


Unsere Top-Empfehlungen
Das Good Food Institute
Fonds-Mittel aus H1/2023 insgesamt: 72.000 EUR
Wofür werden die Mittel verwendet? Im Mai erhielt das Good Food Institute (GFI) die bisher wohl stärkste Bestätigung für seine Theory of Change: erst veröffentlichte das Center for Strategic & International Studies einen ausführlichen Bericht über das Potenzial alternativer Proteine zur Verbesserung der globalen Ernährungssicherheit, der Widerstandsfähigkeit unserer Ernährungssysteme und der globalen Gesundheit, wobei der Schwerpunkt auf den Vorteilen für die nationale Sicherheit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit lag. Dann veröffentlichten die ClimateWorks Foundation und der Global Methane Hub einen Bericht zum Investitionsbedarf für methanarme bzw. -freie Maßnahmen und Technologien in der Landwirtschaft. GFI fasst die wichtigsten Erkenntnissen über alternative Proteine in einem Einseiter zusammen.
Bis Mitte Juni 2023 war Singapur der einzige Ort, an dem man echtes Fleisch kaufen konnte, das nicht aus der Tierhaltung stammte. Inzwischen haben Upside Foods und GOOD Meat die letzte regulatorische Hürde für den Verkauf von kultiviertem Fleisch in den USA genommen – ein Erfolg, den das Good Food Institute (GFI) selbst als Meilenstein in seiner Geschichte beschreibt, und auf den die Organisation seit ihrer Gründung hingearbeitet hat. GFI konnte seine Perspektive dazu in vielen Top-Medien einbringen, u.a. bei CNN, der New York Times und dem Time Magazine. (Inzwischen sind auch erste Zulassungsanträge für kultiviertes Fleisch in Europa eingegangen – allerdings nicht in der Europäischen Union, sondern in der Schweiz und in Großbritannien.)
Ein weiterer Ansatz von GFI, um die Entwicklung von Fleischalternativen voranzutreiben, ist die Bereitstellung öffentlich zugänglicher Daten und Markteinschätzung. Sie können wichtige Entscheidungen und Strategien von der Produktentwicklung bis hin zum Verpackungsdesign beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise Verkaufsdaten und Analysen für pflanzliche Alternativprodukte für Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte, die GFI Europe zu Beginn des Jahres für 13 europäische Länder veröffentlicht hat.
Zu diesen Ländern zählt auch Deutschland, wo GFI Europe mit einem eigenen Public Affairs Team tätig ist. Etwa 80 % der europäischen Forschungs- und Innovationsfinanzierung werden auf nationaler Ebene vergeben, mit teils sehr unterschiedlichen Ansätzen. Entsprechend wichtig ist für GFI der Einsatz lokaler Experten, um eine möglichst große Wirkung entfalten zu können – wie in zahlreichen Vorträgen, Einzelgesprächen und Medienberichten, u.a. im Handelsblatt, der WirtschaftsWoche und dem Tagesspiegel deutlich wird. (Diese und weitere Erfolge finden sich auch im Impact Update, das GFI Europe kürzlich für das 1. Halbjahr 2023 veröffentlicht hat.)
Die Arbeit von GFI mit Politik auf nationaler Ebene macht deutlich, dass politische Entscheidungsträger in vielen Ländern sich oft zum ersten Mal intensiver mit alternativen Proteinen auseinandersetzen. Dazu benötigen sie detaillierte, glaubwürdige und länderspezifische Informationen, um ihre strategischen Entscheidungen zu treffen – genau dort setzt GFI an.
Mit der Förderung aus unserem Spendenfonds setzt sich GFI auch weiterhin auf nationaler, EU- und globaler Ebene für einen Anstieg öffentlicher Investitionen in alternative Proteine ein und sorgt für ein verlässliches und transparentes Zulassungsverfahren sowie für faire Wettbewerbsbedingungen.
The Humane League
Fonds-Mittel aus H1/2023 insgesamt: 72.000 EUR
Wofür werden die Mittel verwendet? The Humane League (THL) hat sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr 6,7 Millionen Hühner in den USA vor Käfighaltung zu bewahren. Weltweite Zahlen sind zwar schwerer zu erfassen, aber dank der von THL initiierten Open Wing Alliance sogar noch größer. Auf dem Weg zu seinen Zielen macht THL bereits gute Fortschritte: Die Unternehmensversprechen, die THL bisher in 2023 erhalten hat, bedeuten, dass 3,58 Millionen Hühner weniger in Käfighaltung eingesperrt bleiben.
- Hershey’s und TGI Friday’s berichteten beispielsweise über Fortschritte bei ihren Zielen, Legebatterien aus ihrer Lieferkette zu verbannen. Um dies zu erreichen, hat THL zum Beispiel Hershey’s in den 2023 Manufacturers Accountability Report aufgenommen und das Unternehmen gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen aufgefordert, seine Verpflichtung frühzeitig zu erfüllen.
- Dank des Drucks von E-Mails, Anrufen und Kommentaren in den sozialen Medien von THL-Mitarbeitern und Freiwilligen, verpflichtete sich Viking Cruises zur Abschaffung von Käfigbatterien in seiner gesamten globalen Lieferkette.
- Die THL-Kampagne „Manufacturers Unmasked“ richtete sich an die Branchenriesen PepsiCo, Kellogg’s und Cerealto Siro – sie alle berichten nun über Fortschritte bei der Abschaffung von Käfigbatterien.
- In Deutschland verpflichtete sich Vapiano’s, das Better Chicken Commitment, auch bekannt als European Chicken Commitment (ECC), für alle Masthühner in seiner europäischen Lieferkette umzusetzen.
- Darüber hinaus unterstützte THL die Mitglieder der Animal Policy Alliance (APA) bei der Durchsetzung von Gesetzen, die die Kaninchenzucht in Connecticut verhindern und die Käfighaltung von Ferkeln und Kälbern in New Jersey verbieten.
- Der Oberste Gerichtshof der USA bestätigte die Rechtmäßigkeit der kalifornischen Proposition 12, die Säuen, Kälbern in der Kälbermast und eierlegenden Hennen ausreichend Platz zum Umdrehen zusichert. Als Streithelferin war THL eng in das Verfahren eingebunden und verteidigte Proposition 12 auf allen Ebenen.
Aufbauend auf diesen Erfolgen des ersten Halbjahres wird THL weiter daran arbeiten, seine selbstgesteckten Ziele zu erreichen, um das Leiden von Millionen von Tieren allein in diesem Jahr deutlich zu verringern. Dabei hilft auch unsere Unterstützung aus dem Spendenfonds.
Förderung besonders vielversprechender weiterer Organisationen
Aquatic Life Institute
Fonds-Mittel aus H1/2023 insgesamt: 61.000 EUR
Wofür werden die Mittel verwendet? Das Aquatic Life Institute (ALI) ist eine 2019 gegründete gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA, die sich für die Verbesserung der Tierschutzstandards für Zuchtfische, wirbellose Wassertiere (z. B. Garnelen und Tintenfische) und für in freier Wildbahn gefangene Fische einsetzt.
Nach Angaben der Organisation werden jährlich weltweit bis zu 2-3 Billionen wild gefangene Fische, 100 Milliarden Zuchtfische und 350-400 Milliarden Zuchtgarnelen getötet. Insbesondere die ca. 500 Milliarden gezüchteten Wassertiere leben unter sehr leidvollen Bedingungen, und bis heute gibt es nur geringe Bemühungen, ihr Wohlergehen zu verbessern.
Fische empfinden Schmerz, haben Emotionen und verfügen über beeindruckende kognitive Fähigkeiten, und es gibt immer mehr Forschungsergebnisse, die dasselbe für andere Wassertiere belegen. Da der Schutz dieser Tiere ein sehr vernachlässigtes Problem ist, obwohl es gleichzeitig vielversprechende Lösungsansätze gibt, konzentriert sich ALI genau darauf. Die Arbeit für den Schutz von Wassertieren konzentriert sich auf drei programmatische Arbeitspfeiler:
- Koalitionsbildung: Koalitionen sind ein wichtiger Pfeiler, um eine globale Wirkung zu erzielen. ALI ist davon überzeugt, dass die Bewegung insgesamt erfolgreicher ist und mehr für die Tiere bewirken kann, wenn Tierschutzorganisationen auf der ganzen Welt mit einem gemeinsamen Plan zusammenarbeiten. Deshalb hat ALI unter anderem die Aquatic Animal Alliance ins Leben gerufen, die sich auf Vorbilder wie die Open Wings Alliance stützt.
- Zertifizierungskampagne: Zertifikate für nachhaltigen Fisch und nachhaltige Meeresfrüchte können ein wichtiger Hebel sein, um die Bedingungen in der Aufzucht zu verändern. ALI arbeitet daher mit den wichtigsten Zertifizierungssystemen zusammen, um zu erreichen, dass bessere Tierschutzstandards in die Standards der Zertifizierer aufgenommen werden. So hat ALI beispielsweise ein Benchmark-Tool für die Aquakultur-Zertifizierung herausgebracht, das die aktuellen Tierschutzanforderungen in den wichtigsten Zuchtstandards von sechs globalen Zertifizierungssystemen für Fische und Meeresfrüchte analysiert.
- Politische Einflussnahme: Im Rahmen seiner politischen Arbeit engagiert ALI sich bei der EU, der FAO und anderen internationalen Organisationen und nimmt an Foren und Konferenzen teil, um Änderungen in der Politik und Gesetzgebung auf internationaler wie nationaler Ebene zu erwirken.
Die Expertinnen von Focus Philanthropy empfehlen die Organisation als eine besonders vielversprechende Initiative in diesem vernachlässigten Feld, die kurzfristig weiteren Finanzierungsbedarf hat. ALI wird u.a. auch von Open Philanthropy gefördert.
Updates aus bisheriger Förderung:
Animal Society
Auch die im Frühjahr aus dem Fonds geförderte Organisation Animal Society verbucht gute Erfolge. So hat beispielsweise im Juni die erste Bundestierschutzbeauftragte Ariane Désirée Kari ihr Amt angetreten – ein wichtiger Erfolg für mehr Tierwohl in Deutschland, auf den unter anderem die Animal Society lange hingearbeitet hat. In einer aktuellen Investigativ-Reportage werden die traurigen Lebensbedingungen der deutschen Bruderhähne in Polen aufgedeckt.
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