Ein Ferkel liegt auf dem Boden mit seiner Schnauze und seinem Blick zur Kamera gerichtet.

The Humane League

Ein Ferkel liegt auf dem Boden mit seiner Schnauze und seinem Blick zur Kamera gerichtet.

The Humane League

Das Ende der Massentierhaltung

Ziel der Organisation The Humane League (THL) ist es, den Missbrauch von Tieren, die zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden, zu beenden.

THL konzentriert sich speziell auf Kampagnen, in denen Unternehmen dazu gebracht werden sollen, höhere Tierschutzstandards umzusetzen. Zudem fördert sie den internationalen Wissensaustausch und die strategische Zusammenarbeit mit anderen Tierrechtsgruppen. Sie pflegt ein großes Netzwerk von Aktivisten, welche sie durch Trainings und Betreuung fördert und für ihre Kampagnenarbeit nutzt.

Das Problem

In den letzten Jahrzehnten ist die Nachfrage nach tierischen Produkten weltweit explodiert. Seit 1960 hat sich der globale Fleischkonsum mehr als vervierfacht und beträgt heute mehr als 300 Millionen Tonnen Fleisch.[1] Jedes Jahr werden dafür ca. 64 Milliarden Landtiere für die Nahrungsmittelproduktion gezüchtet und geschlachtet. Aus dieser Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Produkten ist eine 400 Milliarden Euro schwere Industrie entstanden.[2] 

Da das Fleisch immer günstiger sein soll, stehen Unternehmen unter großem Druck, die Kosten der Produktion so weit wie möglich zu senken. In Deutschland ist Hähnchenfleisch heute über 85% billiger als noch im Jahre 1960.[3] Dadurch wurde in den letzten Jahrzehnten billige und massenhafte Fleischproduktion perfektioniert. Der enorme Preisdruck sorgte dafür, dass alle Prozesse der Produktion, also die Züchtung, Haltung, Fütterung und Schlachtung bis ins letzte Detail darauf optimiert sind, die Kosten möglichst niedrig zu halten. Die Lebensqualität der Tiere ist in diesen Prozessen nachrangig, was zur Folge hat, dass die große Mehrheit dieser Tiere in qualvollen, nicht artgerechten Bedingungen lebt. Hühner, welche die überwiegende Mehrheit der geschlachteten Tiere ausmachen, leiden besonders stark. Beispielsweise werden Masthühner in einer Dichte von 26 Hühnern pro m² mit bis zu 40.000 ihrer Artgenossen gehalten.[4] Da Hühner in komplexen sozialen Hierarchien leben, aber nur bis zu 100 Hühner individuell unterscheiden können, führt dies zu Stress und Aggressionen zwischen ihnen, da sich keine stabilen Hierarchien bilden können. Legehennen werden, um gegenseitiges Verletzen aufgrund des hohen Stresspegels zu verhindern, die Schnäbel oft ohne Betäubung gekürzt. Die Schnabelspitze ist ein wichtiges Tastorgan, intensiv durchblutet und von Nerven durchzogen, was die Entfernung deshalb extrem schmerzhaft macht.

Neben besseren Haltungsbedingungen wäre eine offensichtliche Lösung den Konsum tierischer Produkte stark zu reduzieren. Allerdings hat sich bis heute trotz Jahrzehnten an Aktivismus von Tier- und Umweltschutzorganisationen die Zahl an vegetarisch oder vegan lebenden Menschen kaum verändert. In den meisten Ländern steigt der Fleischkonsum weiterhin an, beispielsweise auch in den USA.

Die Lösung

Da es sehr schwierig ist, das individuelle Konsumverhalten von Menschen zu verändern, insbesondere wenn dies mit Verzicht verbunden scheint, konzentriert sich THL darauf, auf die Lebensmittelindustrie und Politik einzuwirken. So wird versucht, Unternehmen davon zu überzeugen, auf besonders grausame Haltungspraktiken, wie beispielsweise die Käfighaltung von Legehennen, zu verzichten. Durch einen Fokus auf Hühner ist diese Vorgehensweise besonders effektiv, weil sie genau dort ansetzt, wo besonders viele Tiere betroffen sind.

Durch die Verpflichtungen der Unternehmen kann die Situation der Tiere in der Massentierhaltung stark verbessert werden. Wenn ein Unternehmen nicht freiwillig zur Veränderung bereit ist, werden durch öffentliche Kampagnen die Konsumenten auf die Zustände der Tiere aufmerksam gemacht und somit der Druck weiter erhöht. Dafür variieren die Taktiken je nach Kontext, zwischen Werbekampagnen, Protesten vor den Filialen, Flugblättern und Petitionen. Ebenfalls arbeitet THL daran, die Rechtslage für Tiere positiv zu beeinflussen. Obwohl die Durchführung einer Gesetzesänderung sehr viel länger dauern kann als andere Interventionen, sind die Auswirkungen solch einer Veränderung dafür sehr viel nachhaltiger und betreffen direkt die gesamte Branche und nicht nur einzelne Unternehmen. 

Aufnahme einer Demonstration von The Humane League. Es sind neun Menschen zu sehen, die in einer Reihe stehen und Plakate für Tierwohl halten.
Aufnahme einer Demonstration von The Humane League. Es ist eine Person zu sehen, die ein Plakat mit der Aufschrift Animals deserve better hält.

Die Wirkung

THL ist sehr erfolgreich darin, Unternehmen davon zu überzeugen, aus den grausamen Haltungsbedingungen auszusteigen. Sie konnte in den letzten 10 Jahren über 400 Unternehmen für freiwillige Selbstverpflichtungen gewinnen, dass sie keine Eier aus Käfighaltung mehr benutzen, darunter bekannte Konzerne wie McDonald’s, Dunkin’ Donuts, Burger King oder Walmart.[5] Zudem erreichten sie über 150 Selbstverpflichtungen zur Verbesserung der Lebensstandards von Masthühnern, unter anderem von Subway oder KFC.[6] Dadurch verbessern sie das Leben von jährlich mehreren zehn Millionen Hühnern signifikant.

Um ihr Wissen im Bereich der Unternehmenskampagnen weiter zu geben und die globale Tierrechtsbewegung effektiver zu machen, engagiert sich THL zudem, sowohl international als auch in den USA, in der Koordination verschiedener Tierrechtsorganisationen und gibt Trainings für Aktivistinnen. Dafür haben sie die Open Wing Alliance (OWA) gegründet.[7] In dieser sind mittlerweile knapp 100 Tierwohl-Organisationen zusammengeschlossen.THL fördert dadurch den Austausch von Strategien und hilft auch bei der Finanzierung von OWA-Mitgliedsorganisationen auf der ganzen Welt durch ein Grant-Programm. Zudem baut THL die Kapazität der Bewegung durch die Rekrutierung, Mobilisierung und Ausbildung von Aktivisten auf. THL schult und unterstützt ehrenamtliche Aktivisten und Universitätsgruppen. Diese machen die Kampagnen von THL zusätzlich effektiver, da es THL dadurch möglich ist, schnell eine große Menge an Menschen zu mobilisieren, um beispielsweise eine Petition zu unterstützen. 

Die Organisation

THL wurde 2005 in den USA gegründet und beschäftigt heute über 100 Mitarbeiter in seinen Niederlassungen in den USA, Japan, Mexiko und Großbritannien. Seit 2012 wurde die Organisation jedes Jahr von der Charity-Bewertungsorganisation Animal Charity Evaluators als „Top Organisation“ empfohlen. Dabei wird insbesondere die evidenzbasierte Arbeitsweise und intensive Nutzung von Studien hervorgehoben.

Es wird geschätzt, dass die THL von einer Spende in Höhe von 1.000 Euro etwa 510 Euro für Unternehmenskampagnen, 395 Euro für den Aufbau der Bewegung durch die Rekrutierung von Freiwilligen, Trainings und OWA-Schulungen und 95 Euro für das Erreichen und überzeugen von Individuen ausgeben würde.

Quellen

[1] ↑ Ritchie, Roser. Meat and Dairy Production. Our World in Data. https://ourworldindata.org/meat-production. November 2019.

[2] ↑ Fleisch- & Wurstwaren. Statista. https://de.statista.com/outlook/40020000/100/fleisch–wurstwaren/weltweit.

[3] ↑ Eyerund. Fleischkonsum in Deutschland und Europa –Ausgewählte Zahlen und Fakten. Institut der deutschen Wirtschaft Köln. https://www.iwkoeln.de/fileadmin/publikationen/2015/259833/Fleischkonsum_Datenanalyse_IW.pdf. Dezember 2015. 

[4] ↑ Masthühner. Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/masthuehner

[5] ↑ The Humane League – Comprehensive Review. Animal Charity Evaluators. https://animalcharityevaluators.org/charity-review/the-humane-league/#comprehensive-review. Dezember 2019. 

[6] ↑ KFC Commit to change. The Humane League. https://thehumaneleague.org.uk/article/kfc-commit-to-change

[7] ↑ We’re here to make an impact. The Humane League. https://thehumaneleague.org/impact.