
Unser Spenden-Fonds: Tierleid verringern in Q4/2022

Unser Spenden-Fonds: Tierleid verringern in Q4/2022
Dank der großzügigen Unterstützung von über 500 Spenderinnen aus Deutschland und der Schweiz im letzten Quartal 2022 konnten wir die aus unserer Sicht vielversprechendsten Tierschutzorganisationen mit EUR 630.000 aus unserem Effektiv Spenden Fonds: Tierleid verringern unterstützen. Rund EUR 490.000 davon stammen aus Spenden aus Deutschland, CHF 85.000 aus der Schweiz. Der verbleibende Betrag stammt aus noch nicht zugeteilten Mitteln aus Q3/2022.
Wie in unserer Fondsbeschreibung erläutert, gehen 70% der Mittel an unsere beiden Top-Empfehlungen, das Good Food Institute und The Humane League. Nach Rücksprache mit den Experten von Animal Charity Evaluators und Focus Philanthropy teilen wir den Betrag je zur Hälfte auf beide Organisationen auf. Nach sorgfältiger Abwägung und im Austausch mit den Expertinnen vergeben wir die 30%, die für weitere besonders vielversprechende Organisationen vorgesehen sind, an die Animal Society.
So können wir mit Eurer Unterstützung einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Vermarktung wettbewerbsfähiger Alternativen zu konventionellem Fleisch leisten, Kampagnen für höhere Tierschutzstandards unterstützen und die politische Arbeit für eine stärkere Berücksichtigung des Tierwohls in Deutschland und auf EU-Ebene fördern. Nachfolgend findet Ihr weitere Details zu den Aktivitäten und der erwarteten Wirkung, die durch Eure Spenden ermöglicht wurden.

Unsere Top-Empfehlungen
Das Good Food Institute
Fonds-Mittel aus Q3-Q4/22 insgesamt: EUR 220.490
Wofür werden die Mittel verwendet? Das Good Food Institute (GFI) arbeitet weltweit mit Regierungen und der Industrie zusammen, um die Erforschung und Verbreitung alternativer Proteinquellen voranzutreiben, unter anderem durch den Aufbau eines starken wissenschaftlichen Ökosystems. Im vergangenen Jahr konnte GFI dabei einige wichtige Meilensteine für Alternativen zu tierischen Erzeugnissen erreichen, die auch kürzlich im GFI Jahresrückblick 2022 veröffentlicht wurden. Zu diesen Erfolgen gehören:
- GFI konnte maßgeblichen Einfluss auf die Forschungs- und Entwicklungsprioritäten der britischen Förderagentur UK Research and Innovation (UKRI) nehmen. Die wissenschaftlichen Empfehlungen und Ziele von GFI wurden in einen offiziellen Bericht aufgenommen und 20 Mio. GBP für die Erforschung alternativer Proteine bereitgestellt. GFI wurde eingeladen, einen Workshop über die optimale Verwendung dieser Mittel zu moderieren. Aufbauend auf diesen Erfolgen arbeitet GFI auch in diesem Jahr mit den britischen Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass alternative Proteine auch in den kommenden Jahren Forschungspriorität bleiben.
- GFI setzt sich seit seiner Gründung für die Zulassung von kultiviertem Fleisch ein. In den USA hat die US Food and Drug Administration nun erstmals „grünes Licht“ für ein kultiviertes Fleischprodukt gegeben und damit den Weg für den Zugang der Verbraucher zu diesen Produkten in den USA geebnet. Nach sechs Jahren konzentrierter Arbeit ist GFI damit diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen. GFI wurde in diesem Zusammenhang u.a. von der New York Times, dem Wall Street Journal, TIME, der Washington Post, NPR und anderen Medien erwähnt. In Europe trat Seth Roberts, Policy Manager von GFI Europe, im Nachgang zur Entscheidung im Red to Green Food Tech Podcast auf, um die regulatorische Situation in Europa zu diskutieren.
- Darüber hinaus kündigte das Israel Institute of Technology an, 20 Mio. USD für das weltweit erste Forschungszentrum für nachhaltige Proteine in Partnerschaft mit GFI Israel bereitzustellen.
- GEA, einer der größten industriellen Technologieanbieter für die Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie, hat den Bericht Neuland New Food veröffentlicht, der sich ausschließlich mit alternativen Proteinen beschäftigt, einschließlich einem ausführlichen Interview mit Bruce Friedrich, Gründer und Präsident von GFI, und Carlotte Lucas, Corporate Engagement Manager von GFI Europe.
- Und nicht zuletzt: Die globale Studentenbewegung von GFI ist auf insgesamt 36 Universitäten weltweit angewachsen, darunter neun in Europa (eine Zahl, die GFI nun verdoppeln will). Dazu zählt u.a. die Universität Bayreuth, die bereits einen eigenen Kurs “Alternative Proteins: Policies and Regulation” für Masterstudenten entwickelt hat.
Aufbauend auf dieser Dynamik setzt sich das GFI-Team weiterhin für umfangreiche öffentliche Investitionen in die frei zugängliche Forschung und Entwicklung alternativer Proteine ein, um einen effizienten Marktzugang mit fairer Produktregulierung zu gewährleisten, fördert ein Forschungs- und Bildungsökosystems für Fleischersatzprodukte, das die Verbreitung von pflanzenbasierten, Kultivierungs- und Fermentationstechnologien unterstützt, und nimmt Einfluss auf den Privatsektor, damit dieser der Entwicklung dieser umweltfreundlichen Alternativen zu tierischen Produkten Priorität einräumt. Im Jahr 2023 wird GFI transformative Partnerschaften und Spitzenforschung in Europa und weltweit nutzen, um uns einer Welt näher zu bringen, in der Fleischersatzprodukte keine „Ersatzprodukte“ mehr sind. Die Spenden aus unserem Spenden-Fonds: Tierleid verringern spielen dabei eine zentrale Rolle.
The Humane League
Fonds-Mittel aus Q3-Q4/22 insgesamt: EUR 220.490
Wofür werden die Mittel verwendet? The Humane League (THL) schätzt, dass unsere Unterstützung allein in diesem Jahr das Leben von Hunderttausenden von Tieren verbessern wird. Die Unterstützung in Q4/2022 war die fünftgrößte Spende, die THL im vergangenen Jahr erhalten hat. Dies unterstreicht erneut die Großzügigkeit unserer Spenderinnen und den großen Einfluss, den die Mittel in diesem Jahr auf die Arbeit von THL zur Beendigung der Misshandlung von Tieren in der Lebensmittelproduktion haben können. Die Fonds-Spende wird THL unmittelbar dabei unterstützen, ihre strategischen Ziele für 2023 zu erreichen.
Eine der zentralen Prioritäten von THL in diesem Jahr ist es, Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, ihre Versprechen, aus der Käfighaltung von Hühnern auszusteigen, auch tatsächlich in die Tat umzusetzen – beginnend in den USA, um so einen globalen Dominoeffekt zu starten, mit dem die grausamen Käfigbatterien schließlich vollständig von unserem Planeten verbannt werden. 288 Unternehmen haben bereits öffentlich erklärt, die Käfighaltung von Legehennen in den USA bis 2025 abzuschaffen. In diesem Jahr will THL Jahr drei Sektoren ins Visier nehmen, die zusammen 98 Prozent des Eiermarktes in den USA ausmachen: Bäckereien, Restaurants und Einzelhandel. Konkret will THL 50 US-amerikanische und 36 internationale Unternehmen dazu bringen, über konkrete Fortschritte bei der käfigfreien Haltung zu berichten (mit dem Ziel, allein in den USA mehr als 6 Millionen Hühner aus der Käfighaltung zu befreien).
Wenn eine milliardenschwere Industrie das Schicksal von Milliarden empfindsamer, leidender Wesen kontrolliert, brauchen diese Tiere jede Stimme, jede Unterschrift und jeden Fürsprecher, den sie bekommen können. Deshalb wird sich THL auch 2023 darauf konzentrieren, eine starke globale Tierschutzbewegung aufzubauen. Dazu gehört der weitere strategische Ausbau der immer stärker werdenden Open Wing Alliance (OWA), die bereits auf eine Koalition von 95 Partnerorganisationen in 67 Ländern angewachsen ist. THL wird sich im kommenden Jahr besonders auf die Organisation und Unterstützung von Partnerorganisationen in Asien konzentrieren, wo über 70% der weltweiten Eierproduktion stattfindet. Aber auch in den USA sind Nutztiere im öffentlichen Diskurs noch unterrepräsentiert. Deshalb soll die neu gegründete Animal Policy Alliance (APA) auf lokaler und bundesstaatlicher Ebene in den USA weiter wachsen.
“Wir sind den Spendern von Effektiv Spenden unglaublich dankbar für ihr Interesse an unserer Arbeit bei The Humane League und für die Vision, die sie mit uns teilen, um die Welt für Nutztiere zu verändern und die Missstände in der Massentierhaltung zu beenden. Vielen Dank für das Vertrauen in The Humane League, dieses Problem unseres kaputten Lebensmittelsystems anzugehen – ein System, das Milliarden von Tieren in seinem brutalen und tödlichen Gefolge zurücklässt – und pragmatische Lösungen zu schaffen, um ihr Leben zu verbessern.”
The Humane League
Besonders vielversprechende weitere Organisationen
Animal Society
Fonds-Mittel aus Q3-Q4/22 insgesamt: EUR 188.961
Wer ist die Organisation? Die 2020 gegründete Animal Society ist eine Tierrechtsorganisation mit Sitz in Deutschland, die durch politische Veränderungen das Wohlergehen und das Leben von Tieren durch gesetzliche Rechte umfassend schützen will. Die Animal Society setzt sich für eine staatliche Vertretung von Tieren ein und verleiht Tieren eine Stimme in Politik, Recht und Gesellschaft.
Das siebenköpfige Team vereint mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Tierrechtsbewegung und 10 Jahre Erfahrung in der Tierindustrie. Ihre Kompetenzen reichen von Corporate Outreach, Recht, Tierschutz, politischer Lobbyarbeit bis hin zu investigativen Recherchen.
Im Jahr 2022 konnte die Organisation bereits einige Meilensteine erreichen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die stärkere Berücksichtigung von Tierinteressen in Politik und öffentlichen Institutionen. Dies zeigt sich unter anderem im Einsatz für eine Bundesbeauftragte für Tierschutz, eine Forderung, die im Koalitionsvertrag verankert werden konnte. Ähnliche Bestrebungen unterstützt die Animal Society auf EU-Ebene als Teil der Kampagne #EUforAnimals für einen Tierschutzkommissar. Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Beteiligung an einer internationalen Kampagne für ein Verbot des Kükentötens in der Europäischen Union wofür sich die Animal Society sowohl bei deutschen Politikern als auch auf EU-Ebene einsetzt.
In diesem Jahr sollen diese politischen Kampagnen weiter gestärkt werden. Ergänzend wird eine öffentliche Datenbank (tierpolitik.org) aufgebaut, um die tierpolitischen Aktivitäten der Bundestagsabgeordneten auszuwerten und hierdurch Transparenz zu schaffen.
Wofür werden die Mittel verwendet? Als junge Organisation steht die Animal Society einigen Fundraising-Herausforderungen gegenüber. Die Unterstützung aus unserem Fonds dient daher v.a. der finanziellen Sicherheit und Stabilisierung der Organisation, um sich mittelfristig als relevanter Akteur für den Tierschutz in Deutschland und der EU etablieren zu können.
Weshalb ist der Ansatz besonders vielversprechend? Die Arbeit auf politischer Ebene in Deutschland und der EU ist derzeit sehr vielversprechend, einerseits vor dem Hintergrund der Regierungsbeteiligung der Grünen in Deutschland, andererseits weil die EU-Kommission derzeit die Tierschutzgesetzgebung bis Ende 2023 überarbeitet.
Politische Arbeit ist innerhalb der Tierschutzbewegung jedoch noch vernachlässigt. Zwar ist die unmittelbare Wirkung einzelner (Unternehmens-) Kampagnen, die stärker im Fokus stehen, einfacher zu messen. Der etwas höheren Unsicherheit in der (kurzfristigen) Wirkungsabschätzung steht jedoch ein hohes Wirkungspotenzial gegenüber, da es um die umfassende Regulierung riesiger Märkte geht.
Da Deutschland in Tierschutzfragen innerhalb der EU häufig eine Vorreiterrolle einnimmt und auf EU-Ebene insgesamt eine wichtige Rolle spielt, erscheint eine politische Arbeit mit deutschem Fokus besonders erfolgversprechend. Die Experten von Focus Philanthropy sehen in der Animal Society das Potenzial, sich in diesem Umfeld als zentraler Akteur für den Tierschutz in Deutschland zu etablieren und auch innerhalb der gesamteuropäischen Tierwohl-Bewegung eine wichtige Rolle einzunehmen.
Da es sich allerdings um eine noch junge Organisation handelt, ist die Förderung tendenziell riskanter als die Unterstützung etablierter Organisationen. Vor dem Hintergrund der finanziellen Stabilität, die sie für die Animal Society bietet, halten wir den Grenznutzen aber für sehr hoch und gehen davon aus, dass unsere Förderung einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Animal Society darstellen wird. Gemeinsam mit Focus Philanthropy werden wir die Arbeit der Animal Society eng verfolgen und die Erfolge der Organisation bewerten.
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