Eine Frau hält ein Kind im Arm, welches von einer dritten Person Entwurmungsmedikamente bekommt.

Deworm the
World Initiative

Eine Gruppe von Schulkindern stehen an, um Entwurmungsmittel zu bekommen.

Deworm the
World Initiative

Tabletten gegen Wurm­erkrankungen

Wurmerkrankungen gehören zu den häufigsten Infektionen weltweit und betreffen die ärmsten und am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Mehr als 1,5 Milliarden Menschen weltweit sind betroffen. Insbesondere bei Kindern kann Wurmbefall schwere gesundheitliche Auswirkungen haben.[1] Deworm the World arbeitet erfolgreich daran, die vermeidbaren, von parasitären Würmern verursachten Gesundheitsprobleme zu beseitigen.

Wurmbefall kann Kinder für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen. Haben sie während ihrer Schulzeit keinen Zugang zu Entwurmungstabletten, verdienen sie durch krankheitsbedingte Schulausfälle im Erwachsenenalter bis zu 29% weniger als ihre Altersgenossen.[2] Dadurch sinkt ihre Chance, sich eigenständig aus der Armut zu befreien.

Die Deworm the World Initiative setzt sich für extrem kosteneffizient schulbasierte Entwurmungsprogramme ein und unterstützt Regierungen bei deren Durchführung und Evaluation. Dadurch können Kinder für weniger als einen Dollar für ein komplettes Jahr entwurmt werden. Ein Kind. Ein Dollar. Ein Jahr.

Das Problem

Die Wurmerkrankungen Schistosomiasis (auch Bilharziose) und Helminthiasis gehören zu den sogenannten “vernachlässigten Tropenkrankheiten”. Wenn Menschen durch mit Schistosomalarven verunreinigte Gewässer waten oder darin baden, bohren sich die Larven der später bis zu 2 cm langen Saugwürmer durch die Haut. Die Krankheit Helminthiasis wird versursacht durch den Kontakt mit Böden oder Pflanzen, die durch Fäkalien verunreinigt sind. Auch hier gelangen Larven des Fadenwurms in den Körper der Menschen, entweder durch die Haut oder oral.

Vor allem in extremer Armut lebende Menschen sind von Wurmbefall betroffen. Obwohl eine wirksame Behandlung überaus günstig ist, fehlt ihnen sogar hierfür oft das Geld.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) benötigten 2019 etwa 240 Millionen Menschen eine präventive Behandlung gegen Bilharziose, von denen etwas als 100 Millionen Menschen behandelt wurden.[3] Bei Helminthiasis geht man sogar von 1,5 Milliarden Betroffenen aus.[1] Während Bilharziose jährlich für mindestens 20.000  Todesfälle verantwortlich gemacht wird,[3] geht man davon aus, dass bis zu 135.000 Menschen pro Jahr an den Folgen einer Helminthiasis-Infektion sterben.[4]

Auch bei einem nicht tödlichen Verlauf können die Auswirkungen auf die Gesundheit schmerzhaft und gravierend sein. Gerade betroffene Kinder leiden besonders stark. Ihre körperliche Entwicklung wird massiv beeinträchtigt. So kann Helminthiasis zu Unterernährung und Vitaminmangel führen. Die Folgen: Wachstumsstörungen und Blutarmut. Durch chronische Immunreaktionen erhöht sich zudem die die Anfälligkeit für andere Infektionen.

Dies hat nachhaltige Konsequenzen, nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für das Bildungsniveau der betroffenen Kinder. Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 lagen die Einkommen von Erwachsenen, die als Kind nicht an schulbasierten Entwurmungsprogrammen teilgenommen hatten zwischen 17% und 22% unter dem ihrer Altersgenossen. Ihre krankheitsbedingte Fehlzeit lag um ein Drittel höher.[2]

Die Lösung

Die Deworm the World Initiative führt in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen Entwurmungsprogramme in Schulen durch. Dieser Ansatz hat sich als besonders wirksam und effizient herausgestellt. Schulkinder nehmen dabei in der Regel zwei Mal pro Jahr und unter Aufsicht Entwurmungspillen, die sie zuverlässig von den Parasiten befreien.

Da die Medikamente praktisch keine Nebenwirkungen haben, erhalten alle Kinder der jeweiligen Schulen die Pillen – ob sie infiziert sind oder nicht. Somit müssen auch keine aufwendigen Voruntersuchungen durchgeführt werden, die deutlich teurer wären als die eigentliche Behandlung. Laut dem Forschungsinstitut GiveWell liegen die Gesamtkosten pro Behandlung zwischen 0,35 Dollar in Indien und 0,66 Dollar in Kenia (der Großteil des Budgets von Deworm the World entfällt auf diese beiden Länder).[5]

Deworm the World unterstützt dabei nicht nur bei der Vorbereitung und der Durchführung der Programme, sondern auch bei der anschließenden Evaluation. Somit wird nicht nur geprüft, ob die Programme richtig umgesetzt wurden, sondern es werden auch die Grundlagen für kontinuierliche Verbesserungen geschaffen.

Schulkinder lachen während sie Entwurmungsmedikamente bekommen.
Schulkinder in der kenianischen Region Vihega bei einem schulbasierten Entwurmungsprogram. (Foto: © Evidence Action.)
Ein Schuljunge zeigt seine so eben erhaltene Entwurmungstablette. (Foto: Deworm the World Initative / Evidence Action)
Ein Schuljunge zeigt seine so eben erhaltene Entwurmungstablette. (Foto: Deworm the World Initative / Evidence Action)

Die Wirkung

Mehrere wissenschaftlich anerkannte Studien belegen, dass die von der Deworm the World Initiative unterstützen Entwurmungsprogramme die Zahl infizierter Kinder erheblich senken. Der Effekt ist umso stärker, je länger der Zeitraum ist, über den die Pillen verabreicht werden. So sank die Zahl der infizierten Kinder in Kenia nach nur 4 Jahren um über 80%.

Die herausragende Kosteneffektivität von Entwurmungsmaßnahmen beruht allerdings nicht nur darauf, dass die Kinder kurzfristig gesünder sind. Vielmehr verbessern sich auch langfristig ihre Lebensbedingungen, denn die Behandlung ermöglich es ihnen, endlich regelmäßig zur Schule zu gehen.  So konnte eine Untersuchung in 2003 zeigen, dass die Fehltage in der Schule durch Entwurmungsprogramme um 25% gesenkt wurden.[6]

In einer weltweit beachteten Studie in Kenia wurde zudem untersucht, ob und wie sich Entwurmungsprogramme auf das spätere Einkommen und die Lebensqualität der Betroffenen bzw. Behandelten auswirken. Dafür wurden zwei Gruppen über einen Zeitraum von über zehn (!) Jahren verglichen: Eine Gruppe von Kindern, die an einem schulbasierten Entwurmungsprogramm teilgenommen hatten, und eine andere Gruppe von Kindern in der gleichen Region, bei denen das nicht der Fall war. Das Einkommen der Jungen, die behandelt worden waren, lag im Erwachsenenalter signifikant höher, sie hatten bessere Jobs und arbeiteten 17% mehr pro Woche als Männer, die als Kinder unter Wurmbefall litten. Mädchen, die entwurmt worden waren, hatten eine 25% höhere Chance, es auf die weiterführende Schule zu schaffen.[7]

Die Organisation

Die Deworm the World Initiative wurde im Jahr 2007 von zwei der weltweit führenden Wissenschaftlern im Bereich der evidenzbasierten Entwicklungszusammenarbeit, Michael Kremer und Esther Duflo, ins Leben gerufen, die im Jahr 2019 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurden. Seit 2013 ist die Initiative Teil der gemeinnützigen Organisation Evidence Action mit Sitz in den USA sowie Büros in Kenia und Indien. Jedes Jahr werden mehr Kinder erreicht als im Vorjahr, in 2019 waren es 280 Millionen. Seit 2014 hat Deworm the World über 1,3 Milliarden Behandlungen durchgeführt.

Die Wirksamkeit des Ansatzes wurde in zahlreichen, unabhängigen Untersuchungen nachgewiesen. Die Organisation selbst zeichnet sich durch hohe Transparenz und hohe Kosteneffektivität aus. Sie verfügt außerdem noch über Wachstumspotential. GiveWell geht davon aus, dass Deworm the World im Zeitraum von 2022 bis 2024 zusätzlichen Spendenbedarf in Höhe von 6,4 Millionen Dollar hat.

GiveWell empfiehlt Deworm the World seit 2013 und hat die Initiative bis 2022 als „Top-Hilfsorganisation“ geführt. Aufgrund einer Anpassung der Bewertungskriterien empfiehlt GiveWell Deworm the World inzwischen nicht mehr als eine der derzeit 4 „Top-Hilfsorganisationen“. Die Bewertung von GiveWell als herausragend gute Hilfsorganisation gilt aber unvermindert weiter, weshalb wir Deworm the World weiterhin als eine unserer „Top-Hilfsorganisationen“ vorstellen.

Fragen und Antworten

Was sind vernachlässigte Tropenkrankheiten?

Bei vernachlässigten Tropenkrankheiten (auch Neglected Tropical Diseases bzw. NTDs genannt) handelt es sich um tropische Krankheiten, von denen insbesondere extrem arme Menschen betroffen sind. Aufgrund ihres geringen Einkommens stellen diese Menschen für Pharma-Unternehmen keinen attraktiven Markt dar; die Forschungsinvestitionen sind daher gering. Auch mangelt es den Betroffenen oft an politischem Einfluss, um ihre Regierungen dazu zu bewegen, mehr Geld in die Bekämpfungen dieser Krankheiten zu investieren.

Wie häufig werden Entwurmungsprogramme durchgeführt?

Jedes Entwurmungsprogramm wird an die Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung angepasst. Basierend auf den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation werden in Regionen, wo mehr als 50% der Bevölkerung unter Wurmerkrankungen leidet, zwei Mal im Jahr Entwurmungen durchgeführt, in Regionen, bei denen der Anteil 10-50% beträgt, ein Mal pro Jahr. Die Entwurmungsprogramme werden stets in enger Abstimmung mit den Behörden des jeweiligen Landes durchgeführt.

Wie werden die Kosten von 0,35 Dollar (Indien) bzw. 0,66 Dollar (Kenia) pro Behandlung berechnet?

Die 0,35 Dollar bzw. 0,66 Dollar pro Behandlung pro Kind beziehen sich auf die gewichteten Durchschnittskosten der von Deworm the World unterstützten Behandlungen aus den Jahren 2014 – 2019 in den jeweiligen Ländern. In Nigeria und Pakistan liegen die entsprechenden Kosten bei 0,97 bzw. 0,67 Dollar. In den Kosten sind sowohl die Kosten der Medikamente sowie deren Verteilung, als auch sämtliche Kosten für Administration, Verwaltung und Evaluation von Deworm the World sowie die finanziellen Kosten der beteiligten Regierungen enthalten, wobei letztere nicht von Deworm the World übernommen werden.

Die Berechnungen können im Detail hier nachvollzogen werden.

Wird meine Spende eventuell für andere Programme von Evidence Action genutzt?

Wir empfehlen, angelehnt an die Ergebnisse des renommierten Forschungsinstituts GiveWell, explizit an die Deworm the World Initiative von Evidence Action zu spenden, da deren Wirksamkeit von unabhängigen, wissenschaftlichen Studien belegt ist und eine herausragende Kosteneffektivität nachgewiesen werden konnte. Deshalb leiten wir alle Spenden zweckgebunden weiter, d.h. sie werden ausschließlich für Deworming eingesetzt.

Warum führt GiveWell Deworm the World nicht mehr als „Top Charity“?

Seit August 2022 hebt GiveWell unter seinen „Top-Hilfsorganisationen“ Programme hervor, von denen GiveWell besonders sicher ist, dass die erwartete Wirkung tatsächlich eintritt. D.h. GiveWell bewertet den Faktor „Sicherheit in der Wirkung“ inzwischen höher als den Erwartungswert, also das potenzielle Ausmaß dieser Wirkung, wenn dieser Erwartungswert mit größerer Unsicherheit verbunden ist. ( Hier die ausführliche Begründung von GiveWell dazu.) Diese Änderung betrifft eine Reihe von Hilfsorganisationen, darunter auch Deworm the World.


Aufgrund der vorliegenden Daten ist sich GiveWell sehr sicher, dass das Entwurmungsprogramm von Deworm the World die Wurmbelastung verringert und damit die Gesundheit der betroffenen verbessert. Der kausale Zusammenhang zwischen der verringerten Wurmbelastung und den langfristig verbesserten Lebensumständen (durch höhere Einkommen) ist allerdings weniger eindeutig. Aus diesem Grund sieht GiveWell Deworm the World als weniger „sichere Sache“ an als einige andere Hilfsorganisationen. Da die durch einige Studien belegten Verbesserungen der Lebensumstände in Folge der Entwurmung jedoch enorm sind, ist der Erwartungswert dennoch sehr hoch. Aus diesem Grund unterstützt GiveWell Deworm the World auch weiterhin über den „All Grants Fund„.

Deworm the World hat auf diese Änderung von GiveWell mit dieser Erklärung reagiert.

Quellen

[1]↑ Fact sheet: Soil-transmitted helminth infections. Weltgesundheitsorganisation (WHO). http://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/soil-transmitted-helminth-infections. Januar 2022.

[2] ↑ Sarah Baird et al. Worms at Work: Long-run Impacts of a Child Health Gains. https://economics.yale.edu/sites/default/files/files/Workshops-Seminars/Development/miguel-110321.pdf. März 2011.

[3] ↑ Fact sheet: Schistosomiasis. Weltgesundheitsorganisation (WHO). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/schistosomiasis. Januar 2022.

[4] ↑ Sara Lustigman et al. A Research Agenda for Helminth Diseases of Humans: The Problem of Helminthiases. PLoS Neglected Tropical Diseases. 6 (4): e1582. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3335854/. April 2012.

[5] ↑ Evidence Action’s Deworm the World Initiative – August 2022 version. GiveWell. https://www.givewell.org/charities/deworm-world-initiative#What_is_the_cost_per_treatment. August 2022.

[6] ↑ Miguel, E. and Kremer, M. Worms: Identifying Impacts on Education and Health in the Presence of Treatment Externalities. Econometrica, 72: 159-217. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1468-0262.2004.00481.x. März 2003.

[7] ↑ Sarah Baird et al. Worms at Work: Long-run Impacts of a Child Health Investment. Quarterly Journal of Economics: 131(4): 1637-1680. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5094294/. November 2016.