
Jetzt erst recht!

Jetzt erst recht!
Wie viele andere Menschen habe ich in der letzten Woche Post von meinem Stromanbieter bekommen. Ab Januar kostet die Kilowattstunde 70% mehr. In Kombination mit der inzwischen auch in allen anderen Bereichen spürbaren Inflation ist es kein Wunder, dass man in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz davon liest, dass inzwischen auch die Mittelschicht „den Gürtel enger schnallen muss”.
Müssen wir also auch beim Spenden kürzer treten? Die Lebensumstände sind zu unterschiedlich, als dass ich mir anmaßen würde, hier einen allgemeinen Rat zu erteilen. Als Vater von 2 Kindern weiß ich, wie herausfordernd es sein kann, wenn das Geld knapp oder die finanzielle Zukunft ungewiss ist. Auch ich habe nicht immer so viel gespendet wie jetzt.
Dennoch habe ich die Frage, ob man beim Spenden kürzer treten muss, für mich persönlich mit “Im Gegenteil!” beantwortet. Anlass war in diesem Fall keine neue Studie oder Forschungsergebnisse, sondern diese eindrückliche Beschreibung von Caroline Teti, einer Mitarbeiterin der von Effektiv Spenden empfohlenen Organisation GiveDirectly, was extreme Armut bedeutet.
Schon vor einigen Monaten hat GiveDirectly darauf hingewiesen, dass Inflation Menschen in extremer Armut am härtesten trifft. Die Folgen des Krieges in der Ukraine in Kombination mit durch die Klimakrise verstärkten Dürren haben beispielsweise in Kenia dazu geführt, dass sich der Preis für Maismehl, eines der lokalen Grundnahrungsmittel, dieses Jahr verdoppelt hat. Für Menschen, die schon zuvor Schwierigkeiten hatten, ihre Familie zu ernähren, ist die Folge nicht, wie vielleicht bei einigen Menschen in Europa, zu ändern was sie essen, sondern dass sie essen.
Insofern hat mich Caroline daran erinnert, dass meine Familie und ich trotz aller Herausforderungen sehr glücklich über die Umstände sein können, in denen wir leben dürfen. Und zu meiner großen Freude scheint es ja bei weitem nicht nur mir so zu gehen. Aktuelle Erhebungen des Deutschen Spendenrats zeigen: bisher ist die Spendenbereitschaft der Deutschen ungebrochen, in 2022 wurde bisher so viel gespendet wie nie zuvor. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Spenden in einigen Bereichen, u.a. der Entwicklungszusammenarbeit, deutlich rückläufig sind.
Ich wünsche mir sehr, dass sich die Spendenbereitschaft auch in der Weihnachtszeit nicht nachlässt, gerade auch in den Bereichen, die momentan weniger öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Und dass wir gemeinsam so dafür sorgen, dass schon bald keine Mutter mehr Steine kochen muss.
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