Feuchtgebiet im Senegal

Wetlands International

Feuchtgebiet im Senegal

Wetlands International

Feuchtgebiete schützen und wiederherstellen

Wetlands International setzt sich weltweit für die Erhaltung und Wiederherstellung von Feuchtgebieten ein. Als einzige globale Organisation mit diesem Schwerpunkt konnte sich Wetlands International als wichtige Stimme für Feuchtgebiete positionieren. Dabei verbindet die Organisation lokale Projektarbeit mit der Beeinflussung der politischen Rahmenbedingungen auf nationaler und globaler Ebene. Damit kann sie entscheidend dazu beitragen, dass Feuchtgebiete weltweit sowohl in internationalen Abkommen als auch auf nationaler Ebene stärkere Beachtung finden – und in der Folge der Schutz und die Renaturierung von Feuchtgebieten ausgebaut wird.

Wir empfehlen Wetlands International als vielversprechende Organisation an der Schnittstelle zwischen wirksamem Klimaschutz und dem Erhalt von Ökosystemen.

Wichtiger Hinweis: Diese Empfehlung basiert auf einer internen, mit begrenzten Mitteln erstellten Untersuchung und ist daher mit höherer Unsicherheit verbunden als unsere Top-Empfehlungen in anderen Themenfeldern, die in der Regel auf ausführlicheren Analysen unserer Partnerinstitute basieren.

Das Problem

„Wetlands” gibt es in allen Regionen der Welt, überall dort wo Wasser auf Land trifft: (Torf-) Moore und Sümpfe; Seen, Flüsse; Reisfelder; sowie Übergangs- und Küstensysteme wie Deltas, Mangroven, Salzsümpfe, Seegraswiesen, Seetangwälder und Korallenriffe.

Feuchtgebiete tragen sehr wesentlich zum Klimaschutz wie auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei und erbringen – gerade an den Küsten – zusätzlich hohe Ökosystemleistungen auf vergleichsweise kleiner Fläche. Sie bedecken zwar nur ~5% der Erde, beherbergen aber 40% der weltweiten Artenvielfalt.[1] Über eine Million bedrohter Pflanzen- und Tierarten sind für ihr Überleben auf Feuchtgebiete angewiesen. Feuchtgebiete gehören zu den größten Kohlenstoffspeichern der Erde: Die globalen Torfmoore allein speichern das 0,8- bis 2-fache an CO2 wie alle tropischen Regenwälder (!) – aber bei 2- bis 4-facher Dichte pro Fläche. Mehr als eine Milliarde Menschen sind zudem auf Feuchtgebiete als Lebensgrundlage angewiesen.[2]

Dennoch werden Feuchtgebiete seit Jahrtausenden oft als unproduktives Land betrachtet und entwässert. Im letzten Jahrhundert hat ihre Zerstörung rapide zugenommen. Zusammen mit den Auswirkungen der Klimakrise, der Grundwasserentnahme, Bränden und dem Anstieg des Meeresspiegels hat dies dazu geführt, dass Feuchtgebiete zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt gehören. In den vergangenen 300 Jahren sind bereits ca. 87% aller natürlichen landgebundenen Feuchtgebiete vernichtet worden.[3] Zwischen 1970 und 2015 ging über ein Drittel verloren.[4] Das ist dreimal so schnell wie die Rate der Entwaldung. Seit 1970 sind die Bestände von 81% der Arten in Binnenfeuchtgebieten und 36% der Küsten- und Meeresarten zurückgegangen.

Die Lösung

Der Erhalt und die Renaturierung von Feuchtgebieten bieten einen vielversprechenden Ansatz für den Klimaschutz sowie den Erhalt von Ökosystemen. Die potenzielle Wirksamkeit eines philanthropischen Engagements in diesem Themenfeld ist nach einhelliger Meinung führender Experten hoch.

Führende wissenschaftliche Arbeiten,[5] Studien von Think Tanks,[6] sowie auch der in 2021 erstmalig gemeinsam vom Weltklimarat IPCC und Weltbiodiversitätsrat IPBES herausgegebene Workshop-Bericht[7] weisen auf die oben beschriebene enorme Bedeutung der Feuchtgebiete hin.

Dennoch erhalten Feuchtgebiete weit weniger Aufmerksamkeit und Finanzmittel als andere Natursysteme, insbesondere die globalen Wälder. Auch wenn sich dies langsam zu wandeln scheint, erscheint uns der relative Zusatznutzen einer Förderung unvermindert besonders hoch zu sein.

An der immer noch viel zu geringen Aufmerksamkeit für einen entscheidenden Baustein,  sowohl zum Erhalt der Biodiversität als auch der Bekämpfung des Klimawandels, setzt Wetlands International an. Dabei will die Organisation auf die akuten Bedrohungen von Feuchtgebieten aufmerksam machen, sowie auf konkrete Ansätze für Veränderungen hinweisen (‘Inspire’); durch Pilotprojekte und Koalitionen die Voraussetzungen für eine Verbreitung erprobter Lösungen schaffen (‘Mobilise’); und durch strategische Allianzen und Partnerschaften sowie die Beeinflussung der politischen Rahmenbedingungen umfassende Veränderungen erreichen (‘Upscale’).[8] Ihre Arbeit konzentriert sich dabei auf unterschiedliche Maßnahmen:

  • Politik & Kampagnen: Wetlands International mobilisiert Regierungen und Unternehmen durch gezielte Kampagnen, die auf dem tiefen technischen Wissen der Organisation, der Erfahrung im politischen Dialog und zahlreichen Projekten vor Ort aufsetzen.
  • Sektorstrategie & Koalitionen: Die Organisation investiert systematisch in die Bildung von schlagkräftigen Koalitionen aus Regierungen, Zivilgesellschaft und Privatsektor, z.B. die Global Mangrove Alliance und die Global Peatlands Initiative. 
  • Technologie-Plattformen & Daten: Wetlands International ist u.a. Mitinitiatorin von Global Mangrove Watch, einer Online-Plattform, die Monitoring und Warnfunktionen nahezu in Echtzeit bereitstellt.
  • Institutionen- & Know-How-Aufbau: Multidisziplinäre Teams und Expertennetzwerke leisten evidenzbasierte und technische Beratung für Regierungen, Feuchtgebietsbehörden und die Zivilgesellschaft.

Die Wirkung

Als einzige globale Organisation mit diesem Schwerpunkt konnte sich Wetlands International mit einem im Vergleich zur Größe der Aufgabe überschaubaren Budget als wichtige Stimme für Feuchtgebiete positionieren und bereits zu großen Erfolgen beitragen, z.B. zur Aufnahme des Schutzes und der Wiederherstellung von Mooren in die EU-Agrarpolitik oder zur verstärkten Aufnahme von Feuchtgebietslösungen in die der UNFCCC gemeldeten Nationalen Klimabeiträge einzelner Regierungen.

Bei den Verhandlungen im Rahmen der UN-Konvention über biologische Vielfalt auf der COP15 in Montreal im Dezember 2022 wurde ebenfalls ein großer Schritt in Richtung des nachhaltigen Erhalts und der Wiederherstellung von Feuchtgebieten auf der ganzen Welt gemacht, auf den Wetlands International hingearbeitet hat: Binnengewässer und Küstenökosysteme (“inland water, and coastal […] ecosystems”) wurden in den Text des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF) aufgenommen, auf den sich rund 195 Länder geeinigt haben, um den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 aufzuhalten und umzukehren.[9] Wetlands International hatte hieran maßgeblichen Anteil.

Auch auf der Projektebene kann Wetlands International große Erfolge vorweisen. So wurde beispielsweise die Initiative Building with Nature Indonesia im Rahmen der UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen als eine von zehn Vorreiter-Initiativen ausgewählt, die das Ausmaß und das Potenzial der bereits laufenden Wiederherstellungsarbeiten veranschaulichen.[10] 

Als Netzwerkorganisation verbindet Wetlands International solche lokale Projektarbeit zunehmend erfolgreich mit der Beeinflussung der politischen Rahmenbedingungen auf nationaler und globaler Ebene und kann damit entscheidend dazu beitragen, dass Feuchtgebiete im Kontext von Foren wie beispielsweise der Klimarahmenkonvention UNFCCC, der UN-Konvention über biologische Vielfalt CBD und in nationaler Gesetzgebung stärkere Beachtung finden.

Aufnahme aus der "Building with Nature Indonesia"-Initiative
Building with Nature Indonesia Initiative © Nanang Sujana
Aufnahme aus der "Building with Nature Indonesia"-Initiative
Building with Nature Indonesia Initiative © Nanang Sujana

Die Organisation

Wetlands International ist eine globale Netzwerkorganisation, die 1996 aus  älteren Vorgängerorganisationen hervorgegangen ist. Mit Hauptsitz in den Niederlanden koordiniert die Organisation derzeit 20 Büros, die in etwa 100 Ländern tätig sind. Das Budget von Wetlands International betrug 2021 etwa 9,6 Mio. EUR, nach 8,6 Mio. EUR in 2020.  

Die Mission von Wetlands International lautet: Wirkung vor Ort durch den Dreiklang aus Inspiration, Mobilisierung und Skalierung von Lösungen. Ihr strategisches Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 weltweit mehrere Millionen Hektar Feuchtgebiete zu schützen oder wiederherzustellen.

Wetlands International wurde seit 2004 von Jane Madgwick als CEO geführt, die allerdings im Mai 2023 nach 19 Jahren aus der Organisation ausscheidet, um eine neue Rolle als erste Geschäftsführerin der Global Commons Alliance zu übernehmen.[11] Einerseits bedeutet dies einen deutlichen Verlust für Wetlands International, auch wenn mit Han de Groot, u.a. ehemaliger CEO der Rainforest Alliance, ein erfahrener Interims-CEO als Nachfolger gefunden wurde.[12] Andererseits unterstreicht der Wechsel aber auch die herausgehobene Rolle und Wertschätzung, die sich Wetlands International als verhältnismäßig kleine Umweltorganisation international erarbeiten konnte.

Wir empfehlen Wetlands International  als vielversprechende Organisation an der Schnittstelle zwischen wirksamem Klimaschutz und dem Erhalt der Integrität von Ökosystemen. Wenn Du Wetlands International unterstützen möchtest, wende Dich bitte an uns. 

Wichtiger Hinweis: Im Themenbereich „Ökosysteme und Biodiversität erhalten“ liegen generell bisher keine Empfehlungen unserer externen Gutachter vor und daher wurde auch Wetlands International  als Organisation bislang von keinem unserer Gutachter umfassend auf Ihre Wirksamkeit evaluiert.

Wir erachten das Themenfeld jedoch als sehr wichtig und – zumindest in Teilbereichen – stark vernachlässigt. Daher haben wir ersatzweise mit begrenzten Mitteln aus der Unterstützung von an diesem Themenfeld interessierten Spenderinnen eigene erste Untersuchungen durchgeführt. Diese sind bislang methodisch weniger ausgefeilt und auch weniger detailliert als diejenigen unserer Gutachter in anderen Themenfeldern. Insofern ist auch die vorliegende Empfehlung von Wetlands International mit deutlich höherer Unsicherheit verbunden als die Top-Empfehlungen in Themenfeldern mit Zugriff auf externe Gutachter. 

Wetlands International in den Medien

Weitere Links

Quellen

[1] ↑ Factsheet: Wetlands and Biodiversity. Ramsar-Konvention. https://www.ramsar.org/sites/default/files/ramsar_50_factsheet_biodiversity_english_as_v7.pdf. 2021.

[2] ↑ Revive and restore wetlands, home to 40 per cent of all biodiversity. UN News. https://news.un.org/en/story/2023/02/1133072. Februar 2023.

[3] ↑ Nick C. Davidson. How much wetland has the world lost? Long-term and recent trends in global wetland area. Marine and Freshwater Research, 65(10) 934-941. https://doi.org/10.1071/MF14. September 2014.

[4] ↑ Global Wetland Outlook: State of the World’s Wetlands and their Services to People. Sekretariat der Ramsar-Konvention. https://ramsar.org/sites/default/files/documents/library/gwo_e.pdf. 2018.

[5] ↑Siehe z.B. Bronson W. Griscom. Natural climate solutions. PNAS 114/44 (2017), S. 11645-11650. https://www.pnas.org/doi/pdf/10.1073/pnas.1710465114. Oktober 2017.

[6] ↑ Siehe z.B. Valuing nature conservation. McKinsey & Company. https://www.mckinsey.com/capabilities/sustainability/our-insights/valuing-nature-conservation. September 2020. und Nature and Net Zero. World Economic Forum und McKinsey & Company. https://www.weforum.org/reports/nature-and-net-zero/. Mai 2021.

[7] ↑ Scientific outcome of the IPBES-IPCC co-sponsored workshop on biodiversity and climate change. IPBES & IPCC. https://zenodo.org/record/5101125#.ZBwWD-zMKUt. Juni 2021.

[8] ↑ Strategic Intent 2020-2030. Wetlands International. https://www.wetlands.org/strategic-intent-2020-2030/. März 2020.

[9] ↑ Final Text of Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework. Offizielle CBD Pressemitteilung. https://www.cbd.int/article/cop15-final-text-kunming-montreal-gbf-221222. Dezember 2022.

[10] ↑ UN recognizes 10 pioneering initiatives that are restoring the natural world. Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP – Pressemitteilung. https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/un-recognizes-10-pioneering-initiatives-are-restoring-natural-world. Dezember 2022

[11] ↑ CEO Jane Madgwick to leave Wetlands International. Wetlands International. https://www.wetlands.org/news/ceo-jane-madgwick-to-leave-wetlands-international/. Februar 2023.

[12] ↑ Wetlands International appoints Han de Groot as interim CEO. Wetlands International. https://www.wetlands.org/news/wetlands-international-han-de-groot-interim-ceo/. Februar 2023.