Gewinnen die Moskitos die Oberhand?

„The Mosquitos Are Winning“ – „Die Moskitos gewinnen“. So titelte die New York Times  kürzlich einen Podcast und Artikel über die Herausforderungen im Kampf gegen Malaria. Zwei unserer Top-Empfehlungen, die Against Malaria Foundation (AMF) und das Malaria Consortium, sind in diesem Bereich aktiv.Tatsächlich konnten in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutliche Erfolge im Kampf gegen Malaria erzielt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass zwischen 2000 und 2021 zwei Milliarden Erkrankungen und fast zwölf Millionen Todesfälle verhindert werden konnten.

Malaria-Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren in den Jahren 2000 und 2019. Quelle: OurWorldinData.org

Seit 2015 stagnieren die Fortschritte jedoch, und die Zahl der Erkrankungen ist während der Covid-19-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 sogar wieder angestiegen. Jedes Jahr erkranken weltweit immer noch fast 250 Millionen Menschen an Malaria, vor allem in Afrika und dort vor allem Kinder. Und jedes Jahr endet die Krankheit für mehr als 600.000 Menschen tödlich.

Die New York Times hebt insbesondere zwei Entwicklungen hervor, die auch bereits im World Malaria Report 2022 der WHO beschrieben werden:

  • Moskitos entwickeln zunehmend Resistenzen gegen Permethrin, das Insektizid, mit dem Moskitonetze imprägniert werden.
  • Da immer mehr Menschen zu Hause durch Netze geschützt sind, stechen die Mücken nun vermehrt im Freien und tagsüber.

Beides sind große Herausforderungen, aber nicht völlig neu. AMF hat bereits 2017/18 eine Vorreiterrolle bei der Beschaffung und dem Einsatz neuer Netze gegen Insektizidresistenzen übernommen und deren Wirkung in einer randomisierten Kontrollstudie (RCT) umfassend wissenschaftlich untersuchen lassen. Auf der Grundlage solcher Studien passt die WHO ihre Empfehlungen für Moskitonetze regelmäßig an. 

Dennoch verringern die Resistenzen natürlich die Wirksamkeit von Moskitonetzen insgesamt. In den Kosteneffektivitäts-Analysen von GiveWell, die unserer Empfehlung von AMF zugrunde liegen, ist dieser Effekt jedoch bereits berücksichtigt. GiveWell arbeitet ständig daran, seine Kosteneffektivitäts-Analysen zu verbessern und die aktuellsten verfügbaren Informationen u.a. auch zu Insektizidresistenzen einzubeziehen. Dazu beauftragt GiveWell auch regelmäßig Studien, um die geförderten Projekte zu begleiten. (Wie beispielsweise in diesem Projekt in Nigeria.)

Und auch wenn Moskitos inzwischen häufiger auch tagsüber stechen: Je weniger Menschen den Malaria-Erreger in sich tragen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Moskitos zu Malariaüberträgern werden. Moskitonetze leisten also auch dann einen enorm wichtigen Beitrag zur Malariabekämpfung, wenn die Übertragung woanders stattfindet. 

Klar ist: Um die erzielten Fortschritte zu sichern, ist eine Vielzahl von Maßnahmen erforderlich. Die von der New York Times beschriebenen Herausforderungen sollten uns daher nicht zweifeln lassen, sondern im Gegenteil dazu anspornen, unsere Anstrengungen im Kampf gegen Malaria weiter zu verstärken.

Nach aktuellen Schätzungen von GiveWell können unsere beiden Top-Empfehlungen im Kampf gegen Malaria für 5.000 bis 6.000 US-Dollar ein Leben retten – AMF durch die Verteilung von Moskitonetzen, das Malaria Consortium durch vorbeugende Medikamente für Kinder. Damit gehören beide Organisationen nach wie vor zu den effektivsten der Welt. Wir freuen uns über das, was AMF und das Malaria Consortium auch dank Eurer Spenden bisher erreicht haben. Und wir sind entschlossen, diese Arbeit unserer Partnerorganisationen auch weiterhin zu unterstützen, um weitere Fortschritte im Kampf gegen Malaria zu erzielen.

Über den Autoren

Avatar von Sebastian Schienle

Gründer & Leitung Research

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